Die Gemeinde Mersch Das Zentrum des Landes entwickelt sich
Die Gemeinde Mersch
Das Zentrum des Landes entwickelt sich
Ein um 20 ha erweitertes Gewerbegebiet und 20 Teilbebauungspläne in der Entwicklungsphase
Mersch, ursprünglich Marisca genannt, ist eine alte römische Stadt. Im Herzen des Landes und 224 m über dem Meeresspiegel gelegen, erstreckt sich Mersch im malerischen Becken, das die Natur an den Mündungsbereichen der Alzette, Esch und Mamer geformt hat. Ursprünglich von der Industrie geprägt, bleibt Mersch ein ländliches Dorf und das nächste regionale Gewerbegebiet sollte seine wirtschaftliche Entwicklung fördern. Hierzu äußert sich der Bürgermeister, Michel Malherbe.
Herr Bürgermeister, möchten Sie uns Ihre Gemeinde vorstellen?
Die Gemeinde setzt sich aus 8 Ortschaften zusammen: Mersch, Beringen, Essingen, Moesdorf, Pettingen, Reckingen, Rollingen und Schönfels mit insgesamt 9.147 Einwohnern, die mehrheitlich luxemburgischer oder portugiesischer Abstammung sind, obwohl wir insgesamt aus fast 95 Nationalitäten bestehen. Unsere Gemeinde befindet sich im Landeszentrum. Wir genießen sämtliche Annehmlichkeiten des Alltags mitten in einer atemberaubenden Landschaft. Hoch oben gelegen stellt das Schloss das zentrale und charakteristische Element von Mersch dar und der St. Michael-Turm gilt als das Symbol der Stadt. Die Flüsse Mamer, Esch und Alzette durchziehen das Gebiet und verwandeln Mersch in eine Wasserstadt.
Seit Beginn des 20. Jahrhunderts entfaltet sich Mersch dank einer ausgeprägten Industrie: Waffenfabrik, Druckerei etc. Dank des ersten Industrie- und Gewerbegebiets Mierscherbierg verzeichnet sie seit den 60-er Jahren eine wirtschaftliche Entwicklung. Mersch ist auch die Gemeinde mit dem größten Waldgebiet, nämlich 1.150 Hektar, was ihr den Titel der „ersten grünen Lunge des Landes“ einbringt. Ferner verfügen wir über eine landwirtschaftliche Nutzfläche von 2.323 Hektar.
Welches sind ihre Vorzüge im Bereich der Infrastruktur?
Unsere Trumpfkarten sind die hervorragende schulische Infrastruktur, zahlreiche Geschäfte und Dienstleistungen, ein Kulturhaus, ein Camping-Platz und eine außergewöhnliche Parkanlage mit einer Fläche von 20 Hektar. In den Kirchenwiesen, wo die Mamer in die Alzette mündet, entsteht unter anderem ein künstlicher See, der von Sitzbänken, einem Aussichtspunkt und einem kleinen Pavillon umgeben ist. Vom idyllischen See, vorbei am
Abenteuerspielplatz für die Jüngeren und den bunten Spielplätzen für die Kleineren, bis zu den komfortablen Sitzbänken und den sauberen und gepflegten Wegen - nichts und niemand wurde vergessen. Ein idealer Ort zum Entspannen.
Was die Schulen angeht, gibt es 3 Lyzeen, von denen sich 2 in der Nähe des Bahnhofs befinden: Das Lycée classique/technique de Diekirch (LCD) im Gebäude Mersch, das Lycée Technique pour Professions Educatives et Sociales und das Lycée Ermesinde mit insgesamt 2.200 Schülern. Das
Aquacenter Krounebierg sowie unser Sportkomplex Hall Omnisports genießen einen sehr guten Ruf. Darüber hinaus werden wir in Kürze unsere neue Betreuungsstätte Nic Welter und die Vorschule Nic Welter einweihen, die ab Beginn des Schuljahres geöffnet sein werden. Die Kosten betragen über 15 Mio. €. Ferner ist im Sommer 2017 der Baubeginn einer neuen Betreuungsstätte Krounebierg für 400 Kinder mit einem Budget von 11,5 Mio. € vorgesehen.
Seit 1971 bietet die Gemeinde Musikunterricht an, der durch die Union Grand-Duc Adolphe (UGDA) im Gebiet Mersch vermittelt wird. Da sie ständig bestrebt sind, die Dienstleistungen für ihre Einwohner zu verbessern, haben die zuständigen Politiker der Gemeinde im Einvernehmen mit den Gemeinden des Alzette-Tals, d. h. Lintgen, Lorentzweiler, Steinsel und Walferdange sowie mit der UGDA entschieden, den Musikunterricht der Region zu harmornisieren.
Lässt dies erkennen, dass Mersch eine junge Stadt ist?
Auf jeden Fall lassen sich hier viele Familien nieder. In den letzten zehn Jahren haben wir ein durchschnittliches Bevölkerungswachstum von 2 % pro Jahr verzeichnet. Im Jahr 1945 waren wir 3.257 Einwohner, 1995 6.654 und heute mehr als 9.000. Unsere Stadt belegt auf nationaler Ebene den 11. Platz in Bezug auf die Bevölkerung und den 8. Platz in Bezug auf das Gebiet, das 1,92 % der Landesfläche entspricht.
Wenn man hier Wohnraum kauft, dann ist es im Allgemeinen, um zu bleiben! Nicht außer Acht zu lassen ist die Tatsache, dass wir mit dem Auto in 15 Minuten Kirchberg und in ca. 20 Minuten die meisten großen Städte erreichen können. Luxemburg ist eine 11-minütige Zugfahrt entfernt. Unsere Gemeinde hat Anschluss an die wichtigsten Autobahnen und verfügt über Umgehungsstraßen, um den Verkehr in der Innenstadt zu entlasten. Die Administration des Ponts et Chaussées (Brückenbauverwaltung) hat auf dem Gelände des Agrocenters eine neue Brücke errichtet und neulich das neue Viadukt zwischen Mersch und Rollingen eröffnet, welches mit seinen zwei Türmen und einer Stadteinfahrt ohnegleichen, als neues Wahrzeichen von Mersch gilt; überdies ist die Administration des Ponts et Chaussées in Zusammenarbeit mit der staatlichen Eisenbahngesellschaft Luxemburgs CFL gerade dabei, eine neue Straßenverbindung zwischen Moesdorf und Mierscherbierg zu realisieren. Neben diesen Projekten sind zahlreiche kommunale und staatliche Projekte in Planung, die eine Umgestaltung weiterer Straßen und die Schaffung von Verbindungen für die „sanfte Mobilität“ (Fahrradweg Schoenfels, Brücke in Beringen etc.) vorsehen. Zu guter Letzt sei gesagt, dass man aus Mersch nicht unbedingt wegfahren muss. Alles ist hier erhältlich: Ärztliche Behandlungen, Nahrungsmittel, Arbeit und Bildung. Wir haben festgestellt, dass mit den Berufsständen vor Ort sogar ein Hausbau möglich ist.
Apropos Berufsstände, im Gewerbegebiet Mierscherbierg haben sich ca. 30 Unternehmen niedergelassen. Und das ist nur der Anfang.
Mersch gehört zu den Anziehungs- und Entwicklungszentren (CDA = centres de développement et d’attraction) des Landes. Unser Allgemeiner Bebauungsplan (PAG) wird um eine Bruttofläche von 20 Hektar für gewerbliche Tätigkeiten erweitert und das zukünftige Regionale Gewerbegebiet umfassen, wie mit den Gemeinden Lintgen und Lorentzweiler vereinbart. Die „neue Straßenverbindung“ ermöglicht einen direkten Zugang zur Bundesstraße und zur Autobahn. Überdies veranlasst dieses Gewerbegebiet verschiedene Betriebe dazu, ihren aktuellen Standort zu verlagern.
Es bleiben noch 37 Hektar übrig, die für Wohnraum aufgeteilt werden können. Was beabsichtigen Sie zu unternehmen?
Die Gemeinde lässt gerade im Bahnhofsviertel, auch Agrocenter genannt, einen neuen Teilbebauungsplan (PAP) mit einer Bruttofläche von 17 Hektar realisieren. Im Jahr 2010 haben die Gemeinde und der Staat vorab ein Ideen- und Konzeptfindungsverfahren (consultation rémunérée) organisiert, in der sämtliche Beteiligten einbezogen wurden, um eine erste Vision dieses Viertels zu kreieren. Dieses alte agro-industrielle Viertel wird durch einen großen luxemburgischen Bauträger erschlossen, um in Wohnungen umgewandelt zu werden und darüber hinaus weitere Besonderheiten aufzunehmen, wie ein großes P & R mit 420 Parkplätzen. Zunächst ist jedoch der Abriss der bestehenden Gebäude und ggf. die Sanierung des Geländes vorzunehmen. Allerdings bleibt die Fabrik Nouvelle Luxlait Produits (Eiscreme-Hersteller) für eine gewisse Zeit noch bestehen. Dieses neue Viertel wird 1.800 Personen, d. h. über 700 Wohnungen, Platz bieten und sich zu einem integrativen Teil des neuen Zentrums von Mersch entwickeln.
Ein Ideen- und Konzeptfindungsverfahren wurde auch zur Aufwertung des bestehenden Zentrums von Mersch realisiert. In diesem Rahmen sehen wir auch die Entstehung einer neuen Schulanlage in Rollingen und eine teilweise Verlagerung der Sportanlagen an den Stadtrand von Mersch vor, um das aktuelle Zentrum nicht zu belasten und im Zentrum neuen Wohnraum zu schaffen. Mitte 2017 wird in Bahnhofsnähe ein Parkleitsystem eingerichtet, um 400 Fahrzeugen ein besseres Parkmanagement zu bieten. Gegenwärtig befinden sich 20 Teilbebauungspläne in der Planungs-, Verfahrens- oder Realisierungsphase und repräsentieren ein Potenzial von 1.200 Wohnungen. Mit dem Projekt „Baulücken“ wird die Nationale Gesellschaft für verbilligtes Wohneigentum, SNHBM, Wohnungen zum moderaten Preis von 3.500 Euro/m2 anbieten, die auf der Grundlage einer Erbpacht auf kommunalem Gelände gebaut werden.
Ferner beabsichtigt die Gemeinde die Umsetzung ihrer eigenen Projekte zur Förderung des Lebensraums, z. B. durch die Residenz Faber, den Teilbebauungsplan Aelenterwee in Mersch oder durch den Teilbebauungsplan Belle-Vue in Rollingen: Das wären 20 Wohnungen. Abschließend sei gesagt, dass viele alte Standorte, wie das Gelände der Druckerei Faber, des Agrocenters oder von Creos zur Aufteilung bereit stehen. Allerdings kann noch kein Datum genannt werden. Wir haben große Bauvorhaben, die jedoch Zeit kosten werden.
Leben im Zentrum von Luxemburg: Zu welchem Preis?
Aufgrund seiner hervorragenden Anbindung an die öffentlichen Verkehrsmittel (Bus und Zug) und der kürzlichen Eröffnung der Autobahn wird Mersch zunehmend beliebter. Das Dorf entwickelt sich und möchte umfangreiche Teilbebauungspläne in Angriff nehmen, muss sich jedoch auf das Existenzielle beschränken. „Wenn die Regierung nicht bereit ist, zusätzliche Grundstücke freizugeben, sind wir nicht in der Lage, mehr zu bauen“, erklärt
Abby Toussaint, Geschäftsführer der gleichnamigen Immobilienagentur, die seit 1979 in Mersch ansässig ist.
Das aktuelle Angebot ist bereits spärlich, die Nachfrage steigt zunehmend und die Preise erhöhen sich. Mersch erreicht zwar nicht die Preise bestimmter Städte, dennoch ist es für junge Berufstätige bereits zu teuer. „Für einen Neubau liegt der Preis pro m2 zwischen 5.000 und 6.000 Euro und 85.000 - 90.000 Euro pro Ar und für bestehende Bauten, je nach Lage, Alter und Zustand, bei 4.000 Euro“. Dem Marktspezialisten zufolge suchen zukünftige Erwerber lieber 2-Zimmer-Wohnungen mit einer Fläche von 80 - 85 m2, die „eher gekauft werden und in Bezug auf die Vermietung rentabler sind“, wobei die Mieten für einen Neubau bei ca. 1.400 Euro und für einen Altbau bei 1.250 Euro liegen. „Bei einer derart hohen Nachfrage sind die Mietobjekte schnell vergeben.“ Ein-Zimmer-Appartements, die es jungen Leuten erleichtern würde, sich in der Gemeinde niederzulassen, sind praktisch nicht vorhanden. Dennoch haben Käufer und Suchende kein Standardprofil. „Es sind sowohl junge Familien als auch ältere Personen, die hier kaufen oder mieten möchten, weil man hier leben kann, ohne das Auto in Anspruch nehmen zu müssen. Mersch ist ein Kokon, in dem man in aller Ruhe leben kann, umgeben von der Natur und nur einige Kilometer von der Hauptstadt entfernt ist. Das ist Luxus.“
Emilie DI VINCENZO