Die luxemburgische Immobilie am Scheideweg

Die Immobilienwirtschaft mehr als nur Schadenbegrenzung betreiben. Der gesellschaftliche Wandel wird den Sektor vor zahlreiche Herausforderungen stellen.

Die luxemburgische Immobilienwirtschaft mehr als nur Schadenbegrenzung betreiben, insbesondere in der Wohnungswirtschaft. Aber der gesellschaftliche Wandel wird den Sektor vor zahlreiche Herausforderungen stellen, die insbesondere mit der neuen Form unserer Arbeitsweise zusammenhängen. 

Die Gesundheitskrise, mit der wir seit Anfang 2020 leben, hatte Folgen für alle Branchen. Die Immobilienwirtschaft, deren Aktivitäten vollständig von der wirtschaftlichen Entwicklung insgesamt abhängen, war daher ebenfalls stark betroffen. In Luxemburg war die Wirkung sowohl positiv als auch negativ. Bei Wohnimmobilien konnte das Land im Jahr 2020 nämlich erneut alle Rekorde brechen. Das immer noch erhebliche Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage sowie der mit der Krise verbundene steigende Appetit der luxemburgischen Einwohner auf Immobilien mit Grünfläche haben die Preise in einem Jahr um 14,5 % steigen lassen. Laut den von der Statec jährlich veröffentlichten Zahlen ist dieses Ergebnis umso bemerkenswerter, als die Anzahl der Transaktionen aufgrund der Pandemie und der Ausgangssperren um 6,3 % gesunken ist. 

 

 

Gewerbliche Immobilien in der Krise

Das Bild sieht jedoch in Bezug auf Bürogebäude nicht ganz so rosig aus. Die Gesundheitskrise hat nämlich zahlreiche Karten ausgespielt, von denen man glaubte, sie wären längst auf dem Tisch gewesen: Insbesondere die Präsenzarbeit wurde rasend schnell durch die Telearbeit verdrängt. Die Hauptakteure der Immobilienwirtschaft in Luxemburg mussten dies bei der Veröffentlichung ihrer Jahreszahlen bestätigen: Anmietungen von Büroräumen fielen im Jahr 2020 wesentlich geringer aus als im Vorjahr, während die Mieten selbst stabil geblieben sind.
 

Aber vor allem sind es die gewerblichen Immobilien, für die diese Feststellung besonders besorgniserregend ist. Man kann sagen, dass das Kaufverhalten durch die Krise gestört wurde und die Anzahl der Online-Käufe explodiert ist. Ergebnis: Gewerbliche Immobilientransaktionen fielen 2020 um 77 %, selbst wenn diese Zahl vor dem Hintergrund des außergewöhnlichen Jahres 2019 betrachtet werden muss. Die Zwangsschließung zahlreicher Geschäfte und die Ungewissheit über ihre Neueröffnung haben eine Vielzahl von Händlern und Investoren dazu gebracht, vor dem Start eines neuen gewerblichen Projekts auf die Bremse zu treten. Der gewerbliche Leerstand ist auf 7,4 % gestiegen - und bleibt damit unter der Rate, die man von den meisten großen europäischen Städten kennt (ca. 10 %). Logischerweise sind die einzigen Akteure, die hier gut abschneiden, die Großhändler, die auch im Jahr 2020 auf dem Markt aktiv geblieben sind.