Differdingen ist eine Stadt im Wandel und möchte dies der Welt auch kundtun. Um dies eindrucksvoll zu unterstreichen, soll am Standort des früheren administrativen ArbedGebäudes, auch noch „Hadir-Turm“ genannt, ein Hochhaus gebaut werde.
„Nicht nur ein wenig stolz“, sagte sich Schöffe Erny Muller (LSAP), als er gestern dem Gemeinderat das Hochhausprojekt am Standort des ehemaligen Hadir-Turms vorstellte. Dieses besteht aus einem Doppelwohnturm, dessen Hauptturm über 60 Meter hoch sein wird. 54 Wohnungen sind hier vorgesehen. Im kleineren Turm daneben sind 26 Seniorenwohnungen geplant, in denen betreutes Wohnen angeboten wird. Ein zweites Gebäude, zur Rue Emile Mark hin, wird fünf Stockwerke zählen und Büroflächen anbieten. Im dritten Gebäude, das auszweiFlügelnbestehtundsechs Etagen hoch sein wird, wird ein sogenanntes Aparthotel entstehen. ImUntergeschosssollenüber 200 Parkplätze entstehen. Im Sockel des Gebäudes sind Geschäftsflächen geplant. „Das werden größere Flächen als im benachbarten Einkaufszentrum“, erklärte Arnaud Regout, „administrateur délégué“ bei BPI. So dass beide nicht in Konkurrenz miteinander stünden. „Hier kann sich ein Geschäft, wie zum Beispiel ein Elektrofachgeschäft oder ein Sportgeschäft niederlassen, das sich normalerweise nicht in einer solchen Galerie befindet und heutzutage eher auf der grünen Wiese außerhalb der Stadtzentrenzufindenist“,hießesweiter. So besteht für Muller „die zentrale Frage“ darin, den neuen Stadteingang mit dem historischen Stadtzentrum zu verbinden.
Differdingen. Anders als beim Hochhausprojekt in Esch/Alzette, das schließlich verworfen wurde, ging die Initiative in Differdingen nicht von einem Bauherrn, sondern von der Gemeinde aus. Die Stadt hatte aber keinen traditionellen Architekturwettbewerb organisiert, sondern auf einen Investorenwettbewerb gesetzt. So spielte der Preis, den der Investor für den Kauf des stadteigenen Geländes geben würde wohl eine Rolle, war aber nur für 25 Prozent der Punkte ausschlaggebend. 15 Prozent der Punkte wurden für die städtebauliche Qualität vergeben. Die beiden wichtigsten Kriterien waren die architektonische Qualität und das Nutzungsprogramm (jeweils 30 Prozent der Punkte). Hilfe holte sich die Stadt bei Ernst&Young. Neben dem Gewinner BPIÊ hatten es auch die Gesellschaften IkogestË, TracolÌ und TraluxÍ in die Endauswahl geschafft. Grafiken und Modelle der Projekte sind noch vierzehn Tage lang im Ausstellungsraum des Aalt Stadhaus zu sehen. na
Glaubt man den Initiatoren des Projekts, so werde das Stadtzentrum automatisch vom Turm profitieren. Dies dank des zusätzlichen Durchgangs, der entstehen wird. Bürgermeister Roberto Traversini („Déi Gréng“) erklärte seinerseits, dass die Stadt bereit war, das Gelände um zwei Millionen günstiger zu verkaufen als an fangs angedacht, dies für einen Preis von acht Millionen Euro. Im Gegenzug sollen die Wohnungspreise um die 3700 Euro pro Quadratmeter liegen, was deutlich unter dem Durchschnittspreis in Differdingen liege. Außerdem sollen vor allem größere Wohnungen entstehen, die für Familien bestimmt sind. Weiter sei auch ein Mechanismus vorgesehen, um zu verhindern, dass Investoren Wohnungen im Dutzend aufkaufen könnten und so die Preise in die Höhe treiben, so Traversini noch. Läuft alles nach Plan, könnten die Bauarbeiten Mitte 2019 in Angriff genommen werden. Bei BPI wird sich erhofft den Gebäudekomplex 2021 eröffnen zu können. Während das Projekt von den Mehrheitsparteien und der DP-pposition viel gelobt wurde, stimmte Aly Ruckert (KPL) dagegen und sprach von „Größenwahn“. Gary Diederich („Déi Lénk“) enthielt sich. Aber auch das konnte Erny Mullers gute Laune nicht vermiesen. „Wenn es nur nach mir ginge, dann könnten wir bereits morgen mit dem Bau anfangen“.
VON NICOLAS ANEN