PASSIVHÄUSER

ALLES ÜBER DEN NEUEN STANDARD

Bauen, das die Zukunft bewahrt...

 
Beim Bauen muss heutzutage, mehr denn je, der Energieaspekt berücksichtigt werden. Vom 1. Januar an stellt das Passivhaus den neuen Baustandard in Luxemburg dar, zwei Jahre vor allen anderen Ländern Europas. Was aber versteht man unter einem Passivhaus? Wir sprachen mit der technischen Geschäftsführerin von CLK Constructions, Sophie Brouwers.

Frau Brouwers, wie definieren Sie die Passivbauweise?

Der Bau eines Passivhauses bedeutet vor allem, dass man ein Haus baut, in dem es sich angenehm leben lässt, d.h. es ist warm und man ist vor Luftzug geschützt, wie in einem Kokon; es ist günstiger in der Unterhaltung, weil geringere Energiekosten anfallen und schließlich optimal ausgerichtet, um maximal von der Sonneneinstrahlung profitieren zu können, nämlich im Winter, wenn man sie am meisten braucht, und von der Kühle im Sommer. Um dieses Ergebnis erreichen zu können, muss man schon bei der Planung des künftigen Hauses Fachleute heranziehen. Es sollte möglichst alles antizipiert werden.

Woran muss zuerst gedacht werden?

Das Gebäude muss in seine Umgebung passen, es muss das Relief und die Ausrichtung des Geländes ausnutzen. Aber es ist ebenso wichtig, die Bedürfnisse der einzelnen Bewohner bei der Innenausstattung zu berücksichtigen. Es muss also ein optimaler Kompromiss zwischen der Funktionalität und der Geländeausrichtung gefunden werden. Dem Architekten kommt daher bei der Planung eine Schlüsselrolle zu.

Beim Bauen wird viel von Ökologie gesprochen. Von Häusern, die sowohl beim Bau als auch während der Bewohnung die Umwelt so wenig wie möglich belasten. Was denken Sie?

Ja, das ist ein Trendthema. Ein Passivhaus liegt bereits in diesem Trend einer möglichst geringen Umweltbelastung während der Bewohnung. Bei unseren Häusern kommt lokalen Energien eine vorrangige Rolle zu: Geothermie, Wärmepumpen, Sonnenenergie usw. Auch ich persönlich bevorzuge diese Energieformen, da man sich mit ihnen komplett von Gas und Öl lösen kann, von denen die Weltwirtschaft so abhängig ist. Ein paar Sonnenkollektoren, Batterien (für die sich der Markt rasch entwickelt) und schon haben Sie ein energieautarkes Haus.

Wie steht es damit in der Bauphase?

Ich empfehle meinen Kunden immer, auf die Fenster zu achten. Da gibt es erhebliche Qualitätsunterschiede und ein Vergleich ist nicht immer einfach. Die Verglasung ist natürlich wichtig, aber der Rahmen ist noch wichtiger. Er kann nämlich zweimal weniger isolierend sein als die Verglasung selbst. Und wenn man weiß, dass ein Fenster 5- bis 10-mal weniger isolierend ist als die Mauer, gibt einem das zu denken. Man könnte meinen, dass eine gut isolierende Dreifachverglasung diese Schwächen des Rahmens ausgleichen kann. Dabei wird nicht berücksichtigt, dass die Sonnenwärme aber auch nicht mehr durchkommt, wenn die Verglasung zu stark isoliert ist. Man verliert also zweifach. Die Luftdichtheit von Türen und Fenstern ist ebenfalls ein wesentlicher Punkt für den Erfolg eines Passivhauses. Drei Dichtungen am Rahmen sind sicher nicht zu viel.

Was empfehlen Sie hinsichtlich der Isoliermaterialien?

Selbst auf die Gefahr hin gegen den Strom zu schwimmen, denke ich, dass Isolierfassaden sich noch lange bewähren werden. Bei ihnen werden die Vorteile ihrer Bestandteile miteinander kombiniert: eine Mauer aus robustem Beton und eine extrem leistungsfähige Isolierung erlauben die Reduzierung der Mauerdicke. Außerdem belegen entgegen vorgefasster Meinungen unabhängige Studien des Centre Scientifique et Technique de la Construction, dass bei identischer Energieperformance eine Wand aus geschäumtem Polystyrol den geringsten Einfluss auf die Umwelt hat. Die Umweltauswirkung ist geringer, und zwar sowohl bei der Herstellung als auch bei der Entsorgung. Es handelt sich hier um eine der seltenen Studien, die sich nicht damit begnügt, allein das Rohmaterial zu analysieren, sondern auch das gesamte Befestigungs- und Konstruktionsverfahren. Wenn man weiß, wie viele Kilometer Klebeband in einigen Holzhäusern verwendet werden, wird klar wie wichtig das ist.

Bei einem Passivhaus werden drei fundamentale Prinzipien berücksichtigt: die richtige Ausrichtung, Belüftung und Isolierung. Welches ist der wichtigste Aspekt, um sich wohl zu fühlen?

Diese drei Aspekte sind sicher sehr wichtig, um sich in einem Haus wohlfühlen zu können, aber es gibt noch einen anderen Parameter, den man häufig zu schnell vergisst: die Trägheit. Das Wärmemanagement muss besonders untersucht werden, damit die Temperatur im Sommer nicht zu hoch und im Winter nicht zu tief ist. Es ist immer angenehm, wenn die Temperatur in allen Räumen gleich ist.
Zu diesem Zweck muss das Haus eine optimale Hülle erhalten, Wärmebrücken müssen vermieden werden, aber auch die Trägheit der Materialien muss einwandfrei sein. Ich weise gerne darauf hin, warum mir die alten Steinhäuser so lieb sind: Ihre enorme Masse hält die Kühle im Sommer und die Wärme im Winter. Moderne Häuser müssen genügend Masse haben, um die schwankenden Temperaturen in unseren Breitengraden gut ausgleichen zu können.


Welche Heizung ist am besten geeignet?

Eine Luft/Wasser-Wärmepumpe weist ein gutes Preis-/Leistungsverhältnis auf und erfordert nur einen geringen Wartungsaufwand. Ihre Produktionskapazität ist an Passivhäuser angepasst. Einige Kunden optieren für Bohrungen und Sonnenkollektoren, die ebenfalls eine gute Wahl sind. Eine Niedertemperatur-Fußbodenheizung gehört da praktisch dazu.
Die aktuell fortschrittlichsten Technologien optimieren die Kombination mehrerer Parameter wie die Steuerung der Innentemperatur über Fernsteuerung und -regelung des Heizsystems mit dem Smartphone am besten. Auch vernetzte Häuser sind im Trend und erlauben Energieeinsparungen.


Woher weiß man, dass man es wirklich mit einem Passivhaus zu tun hat?

Bei einem Passivhaus wird das Vorhandensein der vorgesehenen Isolierungen im Energieausweis bestätigt und es wird nach dem Bau hinsichtlich der Luftabdichtung kontrolliert. Im Haus wird ein Druck aufgebaut und ein Fachmann misst die Abdichtung. Damit es nicht zu Verwechslungen des Energieausweises, der bei der Baugenehmigung ausgestellt wird, mit dem nach dem Bau ausgefertigten Ausweis kommt, wurden von der Regierung die Bestimmungen geändert. Ab dem 1. Oktober 2016 wird der Energieausweis abgestempelt, um zu belegen, dass tatsächlich gemäß der Vorgaben gebaut wurde.


Wird sich durch die allgemeine Verbreitung der Errichtung von Passivhäusern etwas ändern?

Der aktuelle Mindeststandard gemäß den Bestimmungen besteht im Niedrigenergiehaus. Ein Passivhaus weist etwas mehr Isolierung und Luftdichtheit auf. Im Moment werden die leicht höheren Isolierungskosten bei weitem durch die Prämien ausgeglichen, weshalb unsere Kunden fast alle Passivhäuser bauen. Für CLK ändert sich dadurch nicht viel, da wir seit vielen Jahren Passivhäuser bauen. Alle unsere Handwerker verfügen über die entsprechenden Ausbildungen und nötigen Kompetenzen.
Für den Kunden bedeutet ein Passivhaus einen doppelten Vorteil: Nicht nur, dass die Betriebskosten geringer sind, das Haus bietet außerdem einen echten Mehrwert beim Wiederverkauf.

Autor: Emilie di Vincenzo