Regierung erneuert Glaubensbekenntnis zum dritten regionalen Entwicklungspol des Landes

Lebenszeichen von der Nordstad

VON NICO MULLER

Die Nordstad lebt noch: Das war wohl die Botschaft, welche die Regierungsvertreter François Bausch und Camille Gira dieser Tage in Ettelbrück vermitteln wollten. In Zeiten des Zweifelns immerhin ein Hoffnungsschimmer für den Entwicklungspol.

Genau 14 Jahre sind es her, dass die damalige Regierung ihr ominöses „Programme directeur d'aménagement du territoire“ verabschiedete. Festgeschrieben wurde darin u. a. auch, dass die Nordstad mit ihren sechs Gemeinden Bettendorf, Colmar-Berg, Diekirch, Erpeldingen, Ettelbrück und Schieren neben Luxemburg-Stadt und Esch/Alzette zu einem von drei Hauptentwicklungszentren des Landes avancieren sollte. Viel ist inzwischen auf dem Weg zur Realisierung dieses Vorhabens passiert, allerdings hauptsächlich im Süden und Zentrum des Landes, wie François Bausch jetzt bei Gelegenheit einer Pressekonferenz in Ettelbrück vorneweg feststellte. Doch sei man nach wie vor gewillt, das hehre Ziel für die Nordstad zu erreichen.

Investitionsvolumen von 733 Millionen Euro

In dem Zusammenhang rief er denn auch noch einmal in Erinnerung, dass der Staat nicht weniger als 733 Millionen Euro bereitstelle für die Realisierung einer ganzen Reihe Projekte im Raum Nordstad. Eine Zahl, mit der man wohl auch die Gemüter so mancher Nordstad-Politiker zu beruhigen hofft, die zuletzt kritisiert hatten, dass die Rolle der Nordstad bei der Gemeindefinanzreform nicht jene finanzielle Anerkennung gefunden habe, die den beiden anderen Hauptentwicklungspolen Luxemburg-Stadt und Esch/Alzette zuteil wird.
„Die kruziale Bedeutung, die uns gemeinsam als Nordstad-Gemeinden zufällt, wird sang- und klanglos ignoriert“, hatte sich etwa der Ettelbrücker Bürgermeister Jean-Paul Schaaf ereifert. Wie dem auch sei, in Ettelbrück waren die Regierungsvertreter nun jedenfalls sichtlich bemüht, anhand der Investitionsvorhaben in den kommenden Jahren zu zeigen, dass die Regierung weiterhin hinter dem Entwicklungspol Nordstad steht, der sich inzwischen mit der Schaffung eines „Syndicat à vocations multiples“ eine legale Struktur gegeben hat. Dies war seitens der Regierung Hauptbedingung für eine stärkere finanzielle Unterstützung.

Neubau des Nordstad-Lycée in Erpeldingen?

Als Investitionsbeispiele riefen Bausch und Gira im Anschluss u. a. die Schaffung einer Aktivitätszone auf „Fridhaff“, die Umgestaltung des Ettelbrücker Bahnhofsviertels und der Zentralachse Ettelbrück–Diekirch sowie den Bau einer neuen Jugendherberge in Ettelbrück, der neuen Ackerbauschule in Gilsdorf, der neuen Schule für Gesundheitsberufe in Ettelbrück und auch des Nordstad-Lycée in Erpeldingen in Erinnerung. Sind manche dieser seit langem geplanten Projekte mittlerweile auch schon in der Umsetzungsphase, so ließ die Ankündigung eines Neubaus des Nordstad-Lycées in Erpeldingen doch so manchen im Saal aufhorchen. Denn obwohl der Standort in Erpeldingen seit langem als ideal gepriesen wird, ist aber genau so lange kein bis gar kein Fortschritt in den Verhandlungen für den Ankauf der benötigten Grundstücke erzielt worden. Die Gemeinde Erpeldingen hat das entsprechende Gelände im jetzt fertiggestellten allgemeinen Bebauungsplan nicht einmal als potenzielles Areal für eine Schule klassiert.

Zusätzliche 40 Hektar für neuen Wohnraum auf der Zentralachse

Einige interessante Zahlen konnte man dennoch im Rahmen der knapp einstündigen Veranstaltung in Erfahrung bringen. So betonte Camille Gira, dass auf der Zentralachse in absehbarer Zukunft noch rund 40 Hektar für Wohnraum bereitgestellt werden könnten. Einerseits sei dies möglich durch die Abwanderung einer Reihe Betriebe in die Aktivitätszone „Fridhaff“, andererseits durch das Aufheben mehrerer großherzoglicher Reglemente in Sachen
Hochwasserschutzgebiete entlang der Sauer. Dadurch könne nämlich in Zukunft unter gewissen Auflagen auch in potenziellem Überschwemmungsgebiet gebaut werden. Auf diese Weise könne noch Wohnraum für rund 4 400 Einwohner bereitgestellt werden. Darüber hinaus sei hier Potenzial fürknapp 3 000 zusätzliche. Arbeitsplätze.