Eine kosmopolitische Stadt
Hinsichtlich der Anzahl der unterschiedlichen Staatsangehörigkeiten nimmt Strassen den dritten Platz im Großherzogtum hinter Luxemburg Stadt und Larochette ein. Mit einer Sozialpolitik, die die Mischung der Nationalitäten zu einem Reichtum werden lässt, handelt die Gemeinde für die Integration und einen festen Zusammenhalt der Bevölkerung. Strassen ist ein strategischer Ort, an dem die Wohnprojekte blühen, nur wenige Kilometer vom Zentrum der Hauptstadt entfernt. Wir sprechen nun mit ihrem Bürgermeister, Gaston Greilveldinger:
Strassen hat sich ab den neunziger Jahren stark entwickelt, in Anbetracht ihrer idealen Lage am Kreuzweg der großen Straßenverbindungen und nur 5 km vom Zentrum der Hauptstadt entfernt. Dieser Ort bietet den Komfort einer Wohngegend außerhalb einer Großstadt. Wir sind eine der kleinsten Gemeinden des Landes, wenn man an die Fläche von lediglich 10 km² denken; dennoch wachsen wir ständig. Viele Leute wollen unbedingt nach Strassen! Wir haben uns deshalb anzupassen, indem wir mehr Service anbieten, soweit es die medizinische Versorgung, die Mobilität, die Schulen und die Freizeitangebote betrifft. Immer mehr Menschen entscheiden sich für einen Wohnsitz in den Gemeinden, die an Luxemburg-Stadt angrenzen, um dadurch eine höhere Lebensqualität in Anspruch nehmen zu können; dies gilt insbesondere für Ausländer. Innerhalb unserer Gemeinde gibt es insgesamt 100 Nationalitäten; dies entspricht dem dritten Platz in unserem Land. Diese kulturelle Vielfalt ist unserer bedeutendster Reichtum: unsere ganze Politik setzt auf diesen Umstand.
Von 2000 bis 2015 ist die Anzahl der Einwohner um 43 % gestiegen, von 6005 auf 8864 Personen, mit einer bedeutenden Zunahme der Ausländer. Zurzeit gibt es insgesamt 39 % Luxemburger, 14 % Franzosen, 7,5 % Portugiesen, 6 % Italiener, 5,7 % Belgier und fast ebenso viele Menschen aus Deutschland, Großbritannien und Spanien. Der Rest teilt sich auf die übrigen Nationalitäten auf. Der soziale Zusammenhalt, die Mobilität der Einwohner und die Integrierung gehören zu unseren Hauptaufgaben in jeglicher Hinsicht. Unsere Politik soll jedermann in die Lage versetzen, sich innerhalb unserer Gemeinde zu entfalten, unabhängig vom Alter, vom Geschlecht und von der Staatsangehörigkeit.
Das ist genau das Ziel unseres Plans für die Bürgeraktion "DiverCité". Wir möchten einer pluralistischen und auf dem Gleichheitsprinzip aller Einwohner beruhenden Gemeinde eine Identität verleihen. Der erste Hebel, auf den wir zu setzen haben, ist die öffentliche Schule. Sie bietet die wesentliche Vorbedingung, um allen unseren Schülern die gleichen Erfolgschancen anbieten zu können. Zu diesem Zweck müssen wir über ein neues Lernsystem nachdenken, damit Kinder, deren Muttersprache nicht Luxemburgisch ist, nicht benachteiligt werden. Ich würde gerne zur Organisation von Einschulungsklassen für frankophone und anglophonen Kinder beitragen. Das Ziel würde darin bestehen, dass diese Kinder die luxemburgische Sprache ausgehend von ihrer Muttersprache erlernen können. Ganz allgemein müssen wir dafür sorgen, dass die Infrastrukturen unserer Schulen und der entsprechende Begleitrahmen mit der starken Weiterentwicklung von Strassen Schritt halten. 660 unserer Kinder gehen in die Schule, und 600 in die Maison Relais. Dies bedeutet, dass fast alle unsere Schüler die Maison Relais besuchen.
Genau. Im Freizeitbereich ist darauf hinzuweisen, dass das Thermenzentrum, das zusammen mit Bertrange errichtet wurde, stark besucht wird. Dieses Wasserfreizeitzentrum zählt 1000 Besucher pro Tag, von denen 300 die Sauna aufsuchen. Dieser Erfolg verdient eine Ausweitung des Wellness-Angebots, um weiterhin an der Spitze dieser Entwicklung stehen zu können. Für die Kleineren hat die Gemeinde fast 70 Spielplätze eingerichtet. Soweit es den Sport betrifft, so ist Strassen stolz auf die eigenen Teams. Ob es nun Volleyball ist, Fußball, Schießsport oder Karate: wir zählen zu den besten Mannschaften des Landes. Unsere Schießhalle ist die bedeutendste von Europa, mit ihrer Länge von 75 m, und "Wilhelm Tell" ist der einzige Club in Luxemburg, der seine Sportler zu den Olympischen Spielen entsendet. Wir richten zurzeit in Partnerschaft mit dem Ministerium für Sport und der Föderation FLAM das zukünftige Nationalzentrum für Karate ein, das alle "Martial Arts" unter einem gleichen Dach zusammenfassen wird.
2001 haben wir zwei bedeutende Ereignisse ausgerichtet, die auf erfreulichen Zuspruch von Seiten der lokalen und internationalen Bevölkerung gestoßen sind. Die Biennale für zeitgenössische Kunst gilt als der angesehenste Preis des Großherzogtums und stößt international auf großen Erfolg. Künstler aus Berlin und aus Paris richten an uns ihre Bewerbungen. Das Stroossefestival zählt 6000 Besucher. Zu diesen Ereignissen kommen verschiedene Ausstellungen sowie Kufika, Aufführungen und Kulturveranstaltungen für Kinder hinzu. Seit April gibt es das Café Babel, in dem Personen aus allen Schichten und allen Interessengruppen sich treffen und in der Sprache ihrer Wahl unterhalten können. Unsere Kulturpolitik steht im Herzen unserer Bemühungen, denn wir verfügen über eine äußerst differenzierte kosmopolitische Bevölkerung. Von daher ist es bedeutsam, unsere Einwohner um bestimmte Orte und Veranstaltungen für Treffen versammeln zu können.
Er beruht auf der Nähe zur Stadt Luxemburg und hängt mit der Lebensqualität zusammen, die wir den zukünftigen Käufern anbieten, insbesondere an grüner Umgebung; hinzu kommt der ständige Druck zu Lasten der Immobilienpreise. 101 Sozialwohnungen (insgesamt 12 Projekte) wurden durch die Gemeinde seit 2000 verwirklicht oder laufen zurzeit. Sie betreffen sowohl den sozialen Mietwohnungsbau wie Wohneigentum. Wir möchten kostenlos den zukünftigen Käufern Grundstücke über einen Zeitraum von 99 Jahren mithilfe von Erbpachtverträgen zur Verfügung stellen können. Ich möchte auch ein Projekt verwirklicht sehen, an dem mir sehr fiel liegt, und das darin bestehen würde, die Formel des 'Leasings' für die eigene Wohneinheit einzurichten. Diese Formel würde einen 'gemischten' Vertrag darstellen, der einen Mietvertrag und den Verkauf miteinander kombiniert. Das Ziel besteht darin, dass der Mieter zum Eigentümer der Immobilie werden kann, ohne dass jedoch persönliche Einlagen oder entsprechende Darlehen anfallen. Die Miete, die an die Gemeinde als Eigentümerin gezahlt wird, wird zum Teil als Gegenleistung für die Nutzung des Gutes verbucht, und zu einem anderen Teil als Anzahlung auf den Verkaufspreis. Die Mieten, die in dieser Form durch eine Person oder einen Haushalt gezahlt werden, bilden gewissermaßen die Rückzahlung eines Darlehens, das die Nutzer in die Lage versetzen würde, nach 15-20 Jahren zu Eigentümern des gemieteten Gutes werden zu können. Diese Leasing-Formel würde die weniger begüterten Einwohner dabei unterstützen, in den Besitz einer Wohnung zu kommen, ohne jedoch das Startkapital vorweisen zu müssen, das vom Bankensystem vorgesehen ist.
Ich finde es sehr ungerecht, wenn eine Person hart arbeitet und während ihres gesamten Lebens nur den sozialen Mindestlohn erhält, und es ihr dann trotzdem unmöglich sein wird, den eigenen Kindern auch nur den geringsten Vermögenswert zu hinterlassen. Man muss Möglichkeiten erfinden, um die Ungleichheiten und die Armut zu mindern.
Die Bauprojekte "Am Pescher" laufen zurzeit mit der Errichtung von Einfamilienhäusern und Reihenhäusern (ungefähr 435 Wohneinheiten). Die Gemeinde hält zehn Prozent der Grundstücke, und der Rest gehört Privateigentümern. 56 Häuser werden zurzeit in den Erschließungsprojekten Millewee und Rackebierg errichtet. Das Erschließungsprojekt Chaussée Blanche sieht fünf Häuser vor, und das Projekt Mutter Teresa insgesamt 11 Häuser. Das fast abgeschlossene Projekt Westbay umfasst 72 Wohnungen und Stadthäuser. Die Phasen II der Projekte Rackebierg und Deme müssten jeweils 88 Wohneinheiten und 36 Wohnungen umfassen. Schließlich gibt es das Projekt Les Thermes, das die Erstellung von 3 Einfamilienhäusern und vier Doppelhäusern vorsieht, mit insgesamt 94 Wohneinheiten. Diese Projekte sind ein Versprechen für schöne Entwicklungen entsprechend der Logik des nachhaltigen und dauerhaften Wohnraums.
Die äußerst hohe Attraktivität unserer Gemeinde stellt uns vor zwei bedeutende Herausforderungen: wie kann man die zahlenmäßige Zunahme der Einwohner mit den Bedürfnissen an Infrastrukturen öffentlicher, schulischer und rahmenmäßiger Art verbinden, ohne dass die Gemeindefinanzen schrittweise vor die Hunde gehen? Und wie soll man ein gut dosiertes Gleichgewicht zwischen Zunahme der Bevölkerung und Aufrechterhaltung der ausgezeichneten Lebensqualität finden, die zur Zeit und hoffentlich auch in Zukunft für unsere Gemeinde gilt?