Zeitlos im Einklang mit der Natur
Essenz und Effizienz aus der Feder von Jo Lorang Bureau d’architecture
Das Projekt interpretiert Architektur als kunstvolles Zusammenspiel von Form & Raum, Licht & Schatten, Materie & Materialien, Hierarchie, räumlicher & materieller Transparenz & Geschlossenheit sowie Haptik & Farben. Die Kunst vervollständigt die Komposition mit einer existenziellen Note.
Das Haus von G. & N. Arendt steht in Kockelscheuer. Auf dem nach Süden ausgerichteten Familiengrundstück wollten die Bauherren ein Haus errichten, das in Funktion, Größe und Technik zum pensionierten Paar passt. Die zeitlose Architektur fällt von der Straße aus umgehend durch ihre besondere Verschlossenheit ins Auge. Die vorgelagerten Bauten der Garage und des Kellers schützen die Sicht auf das Haus und in den Innenhof, den man von der Straße aus durch einen überdachten Durchgang erreicht.
Welches sind weitere Merkmale, die das Projekt besonders machen?
Der Hof ist von mineralischem Charakter: Ein Stein aus „Slate Fire“ steht symbolisch für die verarbeiteten Materialien wie Sichtbeton, Kandla Grey Pflastersteine, Siena Kieselsteine und grüner Schiefer für Dach und Hausfassade. Die Betonarkaden funktionieren als transparent begrenzendes Element von Haus und Hof gegenüber der Außenwelt. Die „Ferronnerie d’art“ aus Cortenstahl des Künstlers Denis Brassel erzeugt eine magische Stimmung, vor allem durch ihr Spiel mit Licht und Schatten, mit dem sie die Architektur spielerisch und poetisch ergänzt. Das Wohnhaus erstreckt sich entlang des Hofes. Das Wohnzimmer und die Wohnküche öffnen sich über zwölf bodentiefe Fenstertüren zum Hof, der somit auf natürliche Weise Teil des Hauses wird.
Wie ist der restliche Wohnraum gestaltet?
Das Wohnzimmer und die Wohnküche sind der Hauptteil des Hauses, der sowohl innen als auch außen formell von dem für die Region typischen Satteldach geprägt wird, das von außen betrachtet die gesamte Silhouette des Gebäudes bestimmt. Alle Schlafzimmer liegen zum Garten hin. Über große Schiebetüren öffnen sie sich zum Wohnraum und der Wohnküche hin und werden so ein integrierter Teil des Ganzen. Es gibt keine trennenden Flure zwischen den einzelnen Räumen. Die vollflächigen Fenster der Schlafzimmer erlauben auf diese Weise den visuellen Kontakt zwischen Hof, Wohnräumen und Garten.
Wie sehen Sie die Zukunft des Bauwesens?
Ein Teil der Philosophie ist die Ursprünglichkeit. Es ist die Architektur als sinnliche Erfahrung, die greifbar und menschlich sein soll. „Die Materialien wollen nicht perfekt sein – Fühlen, Riechen, Anfassen von Materialien ist Programm, das Haus atmet, es lebt, als stünde es bereits seit 100 Jahren da“. Das harmonische Zusammenspiel unterschiedlicher Materialien wird innen wie außen sogleich sichtbar und dank natürlicher Oberflächenstrukturen spürbar – die Haptik spielte bei ihrer Wahl eine zentrale Rolle.C.
Architekt: Jo Lorang
Dieser Artikel wird von der OAI (Ordre des Architectes et des Ingénieurs-Conseils) bereitgestellt.
Luxemburger Wort vom Mittwoch, 22. Mai 2019.